Glücksspielsucht von Jörg Petry
In Deutschland wurden in den letzten Jahren vermehrt Wettbüros, Casinos und Spielotheken eröffnet die jährlich Umsätze im zweistelligen Milliardenbereich erreichen bei denen noch nicht einmal die Umsätze aus Geldspielautomaten in Gaststätten oder Spielhallen eingerechnet sind. Der Staat nimmt durch die Gewerbesteuer etwa 4,5 Milliarden Euro durch Glücksspiele ein.
Glücksspiele ohne staatliche Konzession sind in Deutschland grundsätzlich verboten, weil die Bürger so vor einer strafbaren Ausbeutung Dritter geschützt werden sollen. Trotz dieser Vorkehrungen weitet sich das Glücksspiel in Deutschland immer weiter aus.
Hier wird die zwiespältige Rolle des Staates, zwischen Fürsorge und der Verlockung hoher Steuereinnahmen, ersichtlich. Kurzerhand werden Spielautomaten vom Verbot ausgenommen. Sie werden offiziell als Unterhaltungsautomaten mit Gewinnmöglichkeit definiert die der staatlichen Kontrolle unterliegen und somit der Gewerbesteuer, die den Gemeinden zusteht.
Da Spielhallen und ihr Angebot besonders junge Menschen im Vorübergehen ansprechen, bilden sie meist den Einstieg in die Droge Spielsucht.
Berater in Fachkliniken und Beratungsstellen warnen vor den „einarmigen Banditen“, weil sie täglich Umgang mit Klienten und Patienten haben, die von diesen Geräten abhängig geworden sind. Im Anfang steht, im ungünstigsten Fall, ein Gewinn. Dieser rechtfertigt oft den wiederholten Gebrauch der Automaten als Nervenkitzel oder harmloser Entspannung. Es kann dadurch eine Eigendynamik entstehen, die über ganz klare Entwicklungsabläufe als Sucht enttarnt werden kann.
Viele Nutzer wollen in Wettbüros, Casinos und Spielhallen die „schnelle Mark“ machen oder „die Zeit tot schlagen“. Für einige wird die Nutzung dieser Einrichtungen zum Problem.
30.000 bis 130.000 Erwachsenen verspielen in Deutschland jährlich weit mehr Geld als ihr Geldbeutel verkraften kann und sind nicht in der Lage mit der unglückbringenden Freizeitbeschäftigung aufzuhören. Die Dunkelziffer der Glücksspiel süchtigen ist erheblich höher.
Wer in solch eine Lage geraten ist und sich darauf befreien möchte, kann von öffentlichen Einrichtungen nur wenig Hilfe bekommen.
Das Buch Game over leistet wertvolle Aufklärungsarbeit, bereichert um neue Aspekte und zeigt Hilfsmöglichkeiten zur Befreiung aus der Sucht auf. Schon der Titel sagt klar aus: Jetzt ist das Spiel zu Ende und in der Folge beginnt „der Ernst des Lebens“. Der leicht verständliche Ratgeber zeigt die Problematik des krankhaften Spielens auf und liefert Grundinformationen für Therapiemöglichkeiten.
Am Anfang des Buches wird, zum besseren Verständnis, für die von der Glücksspielsucht betroffenen und ihren Angehörigen der Begriff Glücksspiel definiert.
Spielen ist an sich nichts Verwerfliches. Jeder Mensch hat als Kind im Spiel seinen Körper erkundet und die Regeln des Lebens erlernt. Spielen ist, als Arbeit des Kindes zu werten und für sich selbst genommen eine angenehme und lebensnotwendige Tätigkeit.
Im Gegensatz dazu sind Glücksspiele nicht wertfrei. Ihr Ausgang, der meist mit dem Gewinn oder Verlust hoher Werte belohnt wird, ist zufallsbedingt und kann nicht vorher gesagt oder beeinflusst werden. Der Einsatz eines Gewinns, in Form von Geld, bildet den zentralen Unterschied zwischen Spielen und Glücksspielen.
Eine Sucht ist immer dann gegeben, wenn der Ausübende die Tätigkeit verharmlost, sich selber etwas vormacht. Im Buch werden Checklisten zur Verfügung gestellt anhand dieser Betroffenen oder Angehörige ermitteln können inwiefern das Glücksspiel bereits zum Problem geworden ist.
Die Autoren weisen ausdrücklich auf die Gefährdung der Angehörigen hin, erklären den Begriff Ko-Abhängigkeit, wie sich die Hilfesuchenden daraus befreien, schützen und den schon Abhängigen Hilfe sein können.
Nach Auffassung der Autoren, ist die Erkenntnis Hilfe zu benötigen, das Spielen nicht mehr im Griff zu haben und nach Hilfe zu suchen, gute Voraussetzungen um sich aus dieser Sucht zu lösen.
Es wurde Ratsuchenden eine Möglichkeit geschaffen sich mit Basisinformationen zu versorgen und auf Hilfs- sowie Behandlungsmöglichkeiten hinzuweisen. Es kann, nach erfolgter Therapie, eine wertvolle Stütze sein um Rückfälle zu vermeiden.